Mittwoch, 11. November 2020

Unvorstellbar - Demisexualität aus Sicht der Allgemeinheit

In Anlehnung an den vorherigen Post: 

Das Bild zeigt die Demaskierung eines Menschen (ScoobyDoo Comic), der sich selbst als demisexuell identifiziert. Man möchte sehen, welche Sexualität sich "wirklich" darunter verbirgt.

Das. Ist. Grob. Unhöflich. Und. Unangemessen. Und. Falsch.

Kein anderer Mensch, der sich zum Beispiel als heterosexuell identifiziert, muss sich dem stellen. Auch bei homo-, bi-, pan- oder polysexuellen Menschen kommen heute nur noch wenige auf die Idee. 

Das sollte bei Demisexualität genau so und nicht anders sein.

 

Demisexualität ist eine sexuelle Orientierung. Wer sich als demisexuell identifiziert, empfindet nur sexuelle Anziehung zu Menschen, mit denen bereits eine emotionale Beziehung besteht. Die meisten Demisexuellen empfinden, verglichen mit dem Rest der Bevölkerung, nur selten sexuelles Hingezogensein. Hinzu kommt, dass einige wenig bis gar kein Interesse an sexuellen Aktivitäten haben.

Was soll denn nun diese geheimnisvolle "emotionale Verbindung" sein?

Es kommt auf persönliche Erfahrungen an und variiert von Person zu Person. Emotionale Verbindung/Beziehung/Intimität ist (meistens) ein Hauptbestandteil, also fühlen sich einige Demisexuelle zum Beispiel hingezogen zu engen Freunden. Andere Bestandteile können z.B. Vertrautheit mit der Person und Kenntnisse über sie sein.

CAVE: Eine emotionale Beziehung zu haben garantiert keine sexuelle Hingezogenheit. Es ist jedoch die eine Voraussetzung, damit überhaupt eine sexuelle Anziehung stattfinden kann. 

Die nötige Zeit, um die emotionale Beziehung zu kreieren kann ebenfalls unterschiedlich sein. Wie die berühmte Frage "Wie lange ist ein Stück Schnur?".
Für einige Demisexuelle sind mehrere Jahre (enger) Freundschaft nötig, für andere kann es sich um eine kurze, intensive Erfahrung handeln, wie eine Woche mit ihnen zusammen Urlaub machen oder *hust, hust* mit jemanden über 14 Tage hinweg täglich 2 bis 3 Stunden über Gott und die Welt quatschen können.

So weit, so gut. 

Jetzt kommt die Allgemeinheit und schmeißt mit "Argumenten" um sich, warum es Demisexualtität gar nicht geben kann. Das geht von "altmodische Einstellung, aber ganz normal" bis hin zu "Anstellerei" bis zu "es ist doch völlig normal, dass man erst dann Sex will, wenn man sich besser kennt". Der springende Punkt, das hüpfende Komma ist hier das Wort "WILL". 

Es gibt einen Unterschied zwischen "sexuell hingezogen sein zu einer Person" und "Sex mit dieser Person haben wollen". Sexuelles Hingezogensein ist nicht etwas, das sich kontrollieren lässt– entweder du empfindest sexuelle Gefühle für eine Person oder nicht. Wie im binären Code ist das 0 oder 1.
Sexuelle Gefühle lassen sich nicht erzwingen, man hat keine Wahl dabei. 

Bei sexuellem Verhalten kann jeder entscheiden, ob man sich so verhält oder nicht. Beispiel: Ich will Sex nicht schon beim ersten Date.

Die meisten Menschen, die nicht ins Spektrum der Asexualität fallen, empfinden sexuelles Hingezogensein unabhänging davon, ob sie eine enge emotionale Beziehung haben mit jemanden.

Sie können sexuelle Gefühle empfinden zum Beispiel für:

  • für attraktive Menschen auf der Straße,
  • Klassenkameraden, 
  • Kollegen, mit denen sie kaum gesprochen haben oder 
  • Prominente.

Sie können sich aus verschiedenen Gründen entscheiden abzuwarten, bevor sie Sex haben: Es könnte nicht möglich oder unangebracht sein, sie möchten sicher stellen, dass die betreffende Person respektvoll und lieb ist, es widerspricht ihrem Glauben, usw. 

Der Unterschied ist, dass Demisexuelle nicht mit diesen sexuellen Gefühlen beginnen können. Es ist schier unvorstellbar. Wie unvorstellbar? Ungefähr so, als wenn man aufgefordert würde zu beschreiben, wie die Zahl 5 schmeckt. 😂

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